Der fast ganzseitige Artikel (oben ein Ausschnitt) basiert auf Höhepunkten aus dem Buch und einem vom SZ-Redakteur mit Rita Berger geführten Interview. Jakob Wetzel betont, dass für Rita Berger ihr Glaube unanfechtbar sei, was ihr half, die NS-Zeit zu überstehen. Im Artikel erwähnt er, wie zuerst Ritas Vater und Jahre später Ritas Mutter gefoltert wurde. Rita befand sich in beiden Fällen in der Nähe, was für das Kind eine enorme Belastung darstellte, wie auch Repressalien in der Schule, weil sie den Hitlergruß ablehnte.

Jahrzehntelang verdrängte Rita Berger ihre Erlebnisse der NS-Zeit, bis Christoph Wilker im Rahmen von Recherchen für das NS-Dokumentationszentrum auf sie stieß. „Wilker war nach ihrem verstorbenen Ehemann der erste und einzige, dem sie erzählte, was ihr und ihrer Familie im Nationalsozialismus widerfahren ist und was sie daraus für Lehren zog.“ Die Geschichte von Rita Berger und ihrer Mutter ist heute Bestandteil der Dauerausstellung im NS-Dokumentationszentrum.

Jakob Wetzel beschreibt Rita Berger als wache Frau, die sich noch sehr gut an ihre Kindheit unter der Verfolgung erinnert. Die Zeugen Jehovas wurden verfolgt, weil sie die Werte des Hitlerregimes nicht teilten. Sie lehnten den Hitlerkult und den Kriegsdienst ab. Außerdem waren sie international ausgerichtet, was der deutschnationalen Einstellung der Nazis widersprach. Rita hatte den Mut, sich während des Krieges als Zeugin Jehovas taufen zu lassen und sich jahrelang an Kurierdiensten illegaler Flugschriften zu beteiligen. 1943 wurde Ritas Mutter inhaftiert, während ihr Vater im Ausland arbeiten musste. Rita war mehrere Monate auf sich allein gestellt, bis sie bei einer kommunistischen Nachbarsfamilie unterkam. Als Katharina Glasner vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt wurde, war die Tochter anwesend. Das Urteil wurde noch am selben Tag in eine langjährige Zuchthausstrafe umgewandelt. 

Als Rezept gegen Trübsal empfiehlt Rita aus ihren langjährigen Erfahrungen: „Wenn man aktiv ist, dann bleibt wenig Zeit zum Traurigsein.“ Und über ihr Leben resümiert sie: „Ich bin zufrieden, wie mein Leben verlaufen ist. Ich habe das Richtige gemacht.“